Franz Müntefering ist nach wie vor ein interessanter und geschätzter Gesprächspartner: Mit großem Applaus wurde der ehemalige Vizekanzler und SPD-Parteivorsitzende im Züchterheim Neckargartach begrüßt. Auf Einladung des Unterländer SPD-Bundestagsabgeordneten Josip Juratovic sprach Müntefering vor 200 Zuhörern über den demografischen Wandel, mit dem er sich im Bundestag intensiv befasst hat. Dass Jung und Alt bei der SPD an einem Strang ziehen, zeigte die SPD vor Ort eindrucksvoll: Zwei 14-jährige Neumitglieder wurden von Müntefering begrüßt, SPD-Stadtrat Herbert Burkhardt erhielt die Willy-Brandt-Medaille für seine langjährigen Verdienste und Juratovic berichtete von einem 84jährigen SPD-Mitglied, das im Wahlkampf eine riesige Stütze sei.
“Als ich 1975 zum ersten Mal in den Bundestag einzog, gab es im Langen Eugen in Bonn gerade einmal drei Kopierer. Heute sind wir permanent mobil erreichbar”, erläuterte der 73-jährige Müntefering den gesellschaftlichen Wandel. “Wir werden weniger, älter und bunter in Deutschland. Das ist keine Gefahr für unsere Gesellschaft, sondern eine Herausforderung”, so Müntefering. Er skizzierte verschiedene Handlungsfelder für die Politik: “Wir müssen endlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf umsetzen. Und wir müssen dafür sorgen, dass junge Leute in ihrem Job anständig verdienen und sich nicht von Praktikum zu Praktikum hangeln. Denn sonst können sie keine Familie gründen”, betonte der ehemalige SPD-Arbeitsminister. Für Müntefering ist klar: “Die schwarz-gelbe Regierung tut zu wenig, um ein wirkliches Zukunftskonzept für unsere sich verändernde Gesellschaft zu entwickeln. Wie immer packt Merkel die Herausforderungen in die Schublade und lässt sie dort liegen. Das muss unter einer SPD-Regierung anders werden”, zeigte sich der ehemalige SPD-Parteivorsitzende kämpferisch.
Am Mittag hatte Müntefering gemeinsam mit Juratovic die vom Arbeiter-Samariter-Bund geführte Kindertagesstätte “Kinderbunt” in Heilbronn besichtigt. “Mit solchen tollen Angeboten, die für die Eltern flexibel sind, schaffen wir es, dass Väter und Mütter arbeiten und dabei wissen, dass ihre Kinder gut untergebracht sind”, lobte Juratovic die Arbeit des ASB.